1992
h 450x5+30, b 600+30, t 205+20
h 450x5+30, b 400+30, t 205+20
Rohre und Blecheinlegeböden schwarz lackiert
Obergeschoss Flur
Jürg Steiner missionierte über Jahre den damaligen Geschäftsführer der System 180 GmbH, Matthias Broda, man möge doch Möbel zukünftig aus dünnerem Rohr als dem damals bei der Firma gängigen Rohr mit einem Durchmesser von 28 mm herstellen. Die Argumente waren sowohl ästhetischer Natur als auch ökonomisch begründet, da das dünnere Rohr für die Anwendung im Möbelbau statisch im Allgemeinen ausreicht.
Matthias Broda meinte, man müsse erst das bisherige System mit den kräftigeren Rohren perfektionieren. Doch was sollte ein perfektes Möbelsystem, das einen grundsätzlichen Nachteil mit sich herumführt? Damit stellte Jürg Steiner die Produktionslinie der Rohre mit einem Durchmesser von 28 mm nicht in Frage, sondern propagierte vielmehr die Diversität des Systems mit Rohrdurchmessern für Möbel (ø 20 mm) und für Innenausbau und einstöckige Bauwerke (ø 28 mm). Für die Wohnung in der Schmargendorfer Straße 6 in Berlin-Friedenau wollte Jürg Steiner ein überzeugendes Beispiel mit Verwendung des dünneren Rohrs zeigen und ließ es quasi unter der Hand produzieren. Um die Rohre noch schlanker wirken zu lassen, bestellte er eine Lackierung in seidenmatt-schwarz. Als Einlegeböden wurden abgekantete Stahlbleche in einer Stärke von 1,5 mm gewählt und gleich wie die Rohre lackiert. Die Ecken der Bleche wurden über 45° abgeschnitten und die Querschnittkanten rechtwinklig abgekantet, sodass die Stege der Abkantungen 12 mm messen. Die vordere und hintere Abkantung greifen über die Rohre, die seitlichen Abkantungen stoßen an den Mutternstab. Die Diagonalen sind im Zickzack angeordnet, im Gegensatz zu den später meist produzierten Regalen, bei denen die Diagonalen als Sägezahn angeordnet sind. Die kräftigen Scheuerleisten Berlin Altbauwohnungen wurden berücksichtigt: Indem nur das vordere Rohrpaar alle vertikalen Kräfte in den Boden leitet, das Regal aber hinten gegen die Wand lehnt, wirkt eine horizontale Gegenkraft am Boden von der Wand weg, die durch die Reibung der Auflast absorbiert wird, sodass das Regal nicht nach vorn rutscht. Ein schöner Zufall war, dass nach dem Umzug nach Berlin-Westend für die beiden Regale wieder ein Ort gefunden wurde, der die Aufstellung im Dialog ermöglichte.